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Goethe-Institut berichtet über die Schwarza

08. 06. 2006 Link zum Artikel beim Goethe-Institut online

Die Schwarza – Flusslandschaft des Jahres 2006/2007


Herausragende landschaftliche Schönheit und Engagement in Sachen Gewässerökologie und Naturschutz – diese Qualitätsmerkmale haben der Schwarza zum Prädikat "Flusslandschaft des Jahres" verholfen.

Eingebettet in eine abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft im Thüringer Wald ist sie Lebensraum für schützenswerte Fische, Insekten und Vögel. Ihrer natürlichen Landschaft und Fließdynamik wird sie jedoch mehr und mehr beraubt: Wehre, Goldwäscher und Regenbogenforelle beeinträchtigen die Schwarza zusehends. Mit der Auszeichnung sollen die Bedeutung und die Schutzwürdigkeit der Schwarza hervorgehoben werden – mit dem Ziel der nachhaltigen Nutzung.

In 710 m Höhe, nahe des Rennsteigs in Ostthüringen, entspringt einer der bedeutendsten linken Nebenflüsse der Saale, die Schwarza. Auf rund 53 Kilometern durchströmt sie eines der schönsten Flusstäler des Thüringer Schiefergebirges, hat tiefe Täler in die Rumpffläche des Schiefergebirges geformt, windet sich durch enge Schluchten und weite Täler mit dichten Nadel- und Laubwaldhängen, bis sie schließlich – nomen est omen – im Rudolstädter Ortsteil Schwarza in die Saale mündet. Namen gebend ist jedoch für beide vielmehr die schwarzbraune Färbung ihres Wassers im Oberlauf. Ortsnamen wie Schwarzmühle und Schwarzhammer erinnern hier an die Zeit des Bergbaus und der Eisenverarbeitung.

Doch nicht nur nach Eisen, auch nach Silber und Gold wurde hier einst – und wird auch noch heute – gesucht. Der angestrebte "sanfte Tourismus" mit Attraktionen wie Goldwaschen und Angeln hat weitere Eingriffe zur Folge. "Leider ist nicht alles Gold, was glänzt! Durch den Besatz mit der aus Nordamerika stammenden Regenbogenforelle wird die heimische Bachforelle zurückgedrängt, zugleich verstärkt sich der Feinddruck auf die stark gefährdete Westgroppe", erklärt Rainer Hämmerling, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Saalfeld-Rudolstadt.

Erholungs- und Rückzugsgebiet
Die außergewöhnlich schöne Flusslandschaft zieht Erholungsuchende, Angler und Wanderer an. In erster Linie aber ist sie Lebensraum zahlreicher schützenswerter Tiere wie z. B. Bachneunauge und Westgroppe. Bachforelle und Äsche haben hier bedeutsame Laichgebiete. Zudem existieren im Bereich der Schwarza schützenswerte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Erbsenmuscheln. Für streng geschützte Vogelarten wie Wasseramsel, Gebirgsstelze und Eisvogel bietet die Schwarza ideale Brut- und Nahrungsbedingungen, für den Flussuferläufer ist sie wichtiges Rast- und Durchzugsgebiet.

Die hydrogeologischen und geologischen Verhältnisse bedingen extreme Niedrig- und Hochwasserschwankungen, an die sich die hier lebende Gewässerfauna angepasst hat. Seltene wirbellose Wasserorganismen wie Wasserkäfer, Köcher-, Stein- und Eintagsfliegen tolerieren hohe Strömungsgeschwindigkeiten und profitieren vom hohen Sauerstoffgehalt dieser Bereiche. Kiesbänke stellen weitere wertvolle Lebensräume dar, nicht zuletzt für die in Thüringen vom Aussterben bedrohte Fluss-Kiesuferspinne.

Nachhaltige Gewässernutzung
Da wo der Mensch sich am Ufer niederlässt, hinterlässt er unvermeidlich Spuren. So sind die Gewässerstruktur und Fließgewässerdynamik der Schwarza nicht nur durch die – natürliche – enge Tallage, sondern auch durch menschliche Nutzung geprägt. Mauern entlang des Flusses und Wehre im Flusslauf sind da nur Marginalien. Gewaltige Eingriffe in die Naturlandschaft stellen vor allem die Talsperre Leibis und das Pumpspeicherwerk Goldisthal dar. Letzteres liegt direkt am Hauptlauf der Schwarza, nur acht Kilometer von der Quelle entfernt. Weitere kleinere Wehre und Anlagen "schmücken" den gesamten Flusslauf. "Die Errichtung der Stauanlagen führen zu erheblichen negativen Veränderungen der Fließgewässerdynamik und Gewässereigenschaften wie Abflussdynamik, Abflussmenge, Selbstreinigungskraft, Wassertemperatur und Verfrachtung von Schwebstoffen. Hochspezialisierte Gewässerorganismen sterben somit aus", so erläutert Rainer Hämmerling. Im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen des Talsperrenbaus soll die "gewässerökologische Durchgängigkeit" für Fische und im Wasser lebende wirbellose Kleintiere in Beispiel gebender Weise nahezu vollständig wiederhergestellt werden. Denn jedes Wehr ist für alle, die im Wasser leben, eine unüberwindbare Hürde.

Große Teile des Einzugsgebietes der Schwarza sind bewaldet, vorwiegend handelt es sich hier jedoch um Fichtenforste - Laubmischwald herrscht nur noch im Naturschutzgebiet Schwarzatal vor. Um die Artenvielfalt zu fördern, wären ein naturnaher Waldan- bzw. -umbau im gesamten Einzugsgebiet sowie eine Auflichtung der Quellregionen auch an den Zuflüssen notwendig.

Prominenz im Auftrag der Umwelt
Mit dem Titel "Flusslandschaft des Jahres" reihen die NaturFreunde Deutschlands und der Deutsche Anglerverband die Schwarza in die "Liste der offiziellen Jahresverkündigungen umweltpolitisch relevanter Aktionen des Jahres 2006" ein. Das Prädikat ist aber zugleich eine Herausforderung zum Spagat zwischen Ökologie und Tourismus. "Die Ernennung muss Anlass sein, die Flusslandschaft in Ihrer Vielfalt und Schönheit zu erhalten und sollte keinen Zwang für zusätzliche touristische Aktionen bedeuten, welche das Gewässer beeinträchtigen", betont der Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Saalfeld-Rudolstadt.

Übernahme des Textes mit freundlicher Genehmigung der Online-Redaktion des Goethe-Instituts
Link zum Artikel mit Bildern beim Goethe-Institut online

Eva-Maria Levermann
Die Autorin ist Dipl.-Biologin und freie Journalistin.

Copyright: Goethe-Institut, Online-Redaktion (Link)

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